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Weißtannentagung der ANW-Hessen

25.06.2017

Waldbauliche Potentiale der Weißtanne in Hessen (A.Möbs)

70 Waldbesitzer, Försterinnen und Förster folgten der Einladung der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) zu ihrer Informationsveranstaltung im Rahmen der Weißtannenoffensive nach Grasellenbach in die Nibelungenhalle.
Die ANW-Weißtannenoffensive wird gefördert von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
Die Teilnehmer stellten sich der großen Zukunftsfrage, wie ein klimastabiler, arten- und strukturreicher Mischwald, der möglichst auch noch allen gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht wird, für die Zukunft verwirklicht werden kann.
Hierfür hatte die ANW 4 Referenten aus Wissenschaft und Praxis eingeladen, die die klimatolerante Baumart Weißtanne in ihren Vorträgen aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten.
Franz-Josef Risse, ANW-Vorsitzender in Baden-Württemberg und zuständig für Holzvermarktung bei Forst BW, gab zunächst einen bundesweiten Überblick zu den Tannenanteilen in den Wäldern und zum Zuwachsverhalten der Weißtanne. Wertvolle waldbauliche Behandlungshinweise rundeten seinen Vortrag ab.
Aus dem sächsischen Forstbezirk Eibenstock im Erzgebirge war der dortige Betriebsleiter Stephan Schusser angereist, der das großangelegte Waldumbauprogramm Sachsens am Beispiel seines Betriebes eindrucksvoll vorstellte. Neben vielen wertvollen fachlichen Tipps zur Etablierung der Weißtanne stellte er lebendig dar, wie die Forstleute nach der Wende 89/90 zunächst die hoffnungslos überhöhten Wildbestände auf ein waldverträgliches Maß reduzieren mussten. Jagd, so Stephan Schusser sei „Dienstleistung für den Waldbau und kein Geschäftsfeld“.
Herr Paul von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt aus Hann. Münden gab einen interessanten Überblick über die relativ späte Rückwanderung der Tanne aus ihren eiszeitlichen Refugialgebieten und dem starken Rückgang dieser Baumart in unseren Wäldern in den letzten Jahrhunderten. Obwohl noch ein breites Forschungsfeld zu den genetischen Fragen der Weißtanne vor uns liegt, so können doch auch jetzt schon wertvolle Hinweise zu verschiedenen Herkünften und deren Anbauwürdigkeit gegeben werden. Hinweise, die für eine erfolgreiche Arbeit mit der Weißtanne unumgänglich sind.
Im letzten Referat informierte Herr Dr. Denny Ohnesorg, Geschäftsführer der AG Rohholzverbraucher, die interessierten Zuhörer über die Verwendungsmöglichkeiten des Weißtannenholzes aus Sicht der Industrie. Von seinen Eigenschaften her sei das Weißtannenholz dem Fichtenholz sehr ähnlich. Trocknung und Verarbeitung seien dagegen etwas aufwendiger. Dennoch, so sein Schlussfazit, ließe sich das Holz der Weißtanne als Bau- und Konstruktionsholz und auch im Innenausbau sehr gut verwenden.
Nach einer gemeinsamen Mittagspause führten dann Herr Ralf Schepp, Forstamtsleiter des Hessischen Forstamtes Lampertheim und Revierleiter Matthias Kolb die Teilnehmer in den Gemeindewald Fürth. Dort waren strukturreiche Mischbestände aus Tanne, Fichte und Buche zu bestaunen. Auch die Konkurrenzsituation zwischen Tanne und Buche in der Naturverjüngung und der Einfluss der Schalenwildbestände waren Thema des Nachmittags. Herr Schepp beschrieb, wie ausgehend von der schwierigen Vermarktungssituation starker Tannenstämme, die Tanne lange Jahre geschont wurde. Heute haben die alten Tannen ihren eigentlichen Wert als Samenbäume und tragen zur Etablierung der Weißtanne in den Wald auf ganz natürlichem Wege maßgeblich bei.
Mit einem kleinen Präsent bedankte sich die ANW-Vorsitzende Hessens, Frau Dagmar Löffler, bei allen Mitwirkenden dieser hoch interessanten und gelungenen Veranstaltung.
Bleibt zu hoffen, dass das Bemühen der Waldbesitzer und Forstleute um die Weißtanne zum Erfolg führen und unsere heimischen Wälder Schritt für Schritt fitt gemacht werden können für den klimatischen Wandel.